„Nie wieder” – In Zeiten des Abstands virtuell gedenken!

Teilnahme an der virtuellen Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2021

Es ist keine leichte Aufgabe, den Internationalen Holocaust Gedenktag virtuell zu begehen. Die alljährliche Konferenz, die von polnischen, israelischen und deutschen Gewerkschaften, die gemeinsam in der Bildungsinternationale BI (Education International EI) organisiert sind, findet eigentlich in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau statt. Doch in diesen Zeiten ist die Begegnung vor Ort nicht möglich. Das Gedenken jedoch bleibt wichtig – und wurde mit großer Anstrengung insbesondere durch die polnische Gewerkschaft ZNP in den digitalen Raum verlegt.

Wer noch Zweifel hegte, ob dies richtig war, ließ sich spätestens bei dem Grußwort von Andrzej Kacorzyk, dem Bildungsdirektor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, umstimmen. Er machte deutlich, dass die Gedenkstättenarbeit sich in den letzten Monaten sowieso deutlich verändert habe, viel mehr digital stattfinde und man zum Beispiel einen Twitter-Kanal aufgebaut habe – und es im Endeffekt viel relevanter sei, dass wir uns die Zeit nehmen, uns zu erinnern und uns mit dem Thema „Holocaust“ zu beschäftigen, als vor Ort zu sein. Eine versöhnliche Feststellung.

Die Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hielten kurze Grußworte. Beide betonten die sorgenmachenden Entwicklungen in Deutschland, wo antisemitische Vorfälle wieder häufiger vorkommen. Außerdem verwies Beckmann auf die bedenkliche Geschichtsvergessenheit einer jungen Frau, die sich mit Anne Frank verglich, weil sie ihre Geburtstagsfeier nur mit wenigen Freundinnen begehen durfte: „Das lässt mich fassungslos zurück. Das ist nicht nur pietätlos, sondern ein Vergehen an den Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, solchen  Verschwörungstheorien und abstrusen Vergleichen, Bildungsarbeit und Gedenken entgegenzusetzen.“ Und genau das, Bildung und Gedenken, waren auch die Schwerpunkte der weiteren Konferenz. Zunächst stellten zwei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler aktuelle Forschungsprojekte zum Themenschwerpunkt der Konferenz „A Children witness of history“ vor. Schwer erträglich waren die Vorträge, in denen das Leiden der Kinder anhand von Fotos, Hintergrundberichten und Erkenntnissen aus Interviews illustriert wurde. Hiernach präsentierten Lehrkräfte und Forscherinnen Projekte, die in Lerngruppen eingesetzt werden können, um sich auf ganz persönlicher Ebene mit den Schicksalen von Kindern in Auschwitz auseinandersetzen zu können. Auch ein Vertreter des VBE stellte eines vor: René Michel, Lehrer aus Sachsen und stellvertretender Landesvorsitzender im Sächsischen Lehrerverband, zeigte in einem Video die „Projektkiste“ des Schulmuseums Dresden und hob die Bedeutung außerschulischer Lernorte für die Auseinandersetzung mit dem Thema hervor. Das Video können Sie hier ansehen: https://bit.ly/3oCFcOj

Anlässlich des Internationalen Holocaust Gedenktages machten GEW und VBE, die auf internationaler Ebene aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der Bildungsinternationale zusammenarbeiten, gemeinsam auf die Möglichkeit aufmerksam, digitale Angebote für das Gedenken zu verwenden. Nicht nur in Zeiten von Corona, sondern auch als niedrigschwellige Option, in das Thema einzusteigen, sollten die vielfältigen Projekte genutzt werden. So kann man beispielsweise Anne Franks Tagebuch als fiktionale Serie auf YouTube ansehen oder einen virtuellen Rundgang in ihrem Versteck machen. Museen, etwa das Jüdische Museum Berlin, laden Kinder ab drei Jahren zu Mitmachaktionen ein. Persönliche Geschichten einzelner Menschen können über die sogenannten Stolpersteine oder das Projekt „Zweitzeugen“ recherchiert und erzählt werden. Täglich die Erinnerung wach halten kann man mit dem Twitter- Kanal der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Zudem ist 2021 das Jahr, in dem verschiedene Kultureinrichtungen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern. Alle Links finden Sie unter: https://kurzelinks.de/94mi