Lehrkräftebildung/-mangel

Am Ende soll es die Lehrkraft vor Ort richten

Teilnehmende des KMK-Jahresgesprächs (v.l.n.r.): Yamina Ifli, stellv. Bundesvorsitzende des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB), Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), Astrid-Sabine Busse, KMK-Präsidentin, Gerlinde Kohl, Bundesvorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG), Gerhard Brand, VBE Bundesvorsitzender, Simone Fleischmann, stellv. VBE Bundesvorsitzende und stellv. dbb Bundesvorsitzende

Einmal im Jahr lädt die Kultusministerkonferenz (KMK) die Spitzen der Lehrkräftevertretungen zu sich ein. Hier können die großen Fragen gestellt werden – obwohl doch nur allzu oft mit Floskeln geantwortet wird. Dieses Mal jedoch gab es mehr klare Worte, als einem lieb sein kann. Mit dem Eindruck des Bildungsgipfels und den Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zur Bekämpfung des akuten Lehrkräftemangels im Gepäck, gab es Ansagen an die Verbände, die schwer verdaulich sind. So warnt zum Beispiel der VBE schon seit Jahren vor dem Lehrkräftemangel und hatte mit zwei Expertisen in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Klaus Klemm die in den nächsten Jahren zu erwartende Dimension aufgezeigt. Nun ist aus den Reihen der Kultusministerien zu hören, dass schuld ja die Demografie sei – nicht aber die jahrelange Fehlplanung. Mit reinem Gewissen also sehen sich die Ministerinnen und Minister nun in der misslichen Lage, nicht ausreichend Personal vor Ort zu haben. Ihr Vorschlag: An die Lehrkräfte zu „appellieren“, damit diese ihre Teilzeit freiwillig einschränken.

Der Bundesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand, reagierte konsterniert auf diese Vorschläge: „Im Kultusministerium zu arbeiten, ist eben nicht das gleiche, wie vor Ort zu sein und in der Schule zu arbeiten. Sonst wüssten sie vielleicht, dass jene, denen sie immer noch mehr Verwaltungsarbeiten aufbürden, die gleichen sind, die trotz Teilzeit 30 oder 40 Stunden arbeiten – neben Familie, Pflege, Ehrenämtern. Ein Appell, mehr zu arbeiten, wird so lange nichts bringen, wie nicht endlich Entlastungen in das System kommen. Und das geht nur, wenn ganz konkret Aufgaben wegfallen! Dafür kämpfen wir weiter – auf Bundes- und Landesebene!“

Auch die stellvertretende Bundesvorsitzende für den Arbeitsbereich Schul- und Bildungspolitik, Simone Fleischmann, war in ihrer Funktion als stellvertretende dbb-Bundesvorsitzende für den Bildungsbereich vor Ort und teilt ihren Eindruck: „Es kann doch nicht sein, dass wir Verbände uns vorhalten lassen müssen, schlechte Stimmung zu verbreiten. Wir lieben unseren Beruf und wollen, dass die vielen engagierten Lehrkräfte da draußen ihn unter guten Bedingungen ausüben können. Aber dass wir die aktuelle Misswirtschaft kritisieren, muss wohl drin sein!“